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Ist die Religion die Voraussetzung für ein friedliches Leben oder hat sie eher die gegenteilige Wirkung?

ZOROASTER

Die Lehre Zarathustras, die mehrere Jahrhunderte lang die ethische Richtlinie im großpersischen Reich bestimmte, ist heute kaum mehr bekannt. Es gibt zurzeit nur noch ca. 200.000 Anhänger Zarathustras. Die meisten Zarathustra-Anhänger, etwa 100.000, leben als Parsen in Indien. Die Parsen sind die Nachkommen der persischen Zarathustrier, die vor allem im 9. Jahrhundert wegen Repressalien durch die Muslime von Persien nach Indien flohen . Wenn man eine Iranerin oder einen Iraner fragt, was sie oder er über Zarathustra weiß, bekommt man häufig die Antwort, dass die Zarathustrier Feueranbeter sind.
Deshalb sind sie genauso wie alle anderen „Ungläubigen“, wie etwa die Juden und Christen, als unrein zu betrachten seien.
Abgesehen davon, dass die Menschen wegen ihre Rasse oder Glaube als „unrein“ zu betrachten inhuman und unsinnig ist, wird hier aber übersehen, nach Koran die Götzdiner als unrein zu betrachten und nicht die „Ungläubigen“.

Sure 9 (Die Buße) Ayeh 28:  

Töte diejenigen der Schriftbesitzer,
welche nicht an Allah und den Jüngsten Tag glauben und die das nicht verbieten,
was Allah und sein Gesandter verboten haben,
und sich nicht zur wahren Religion bekennen,
solange bis sie ihren Tribut in Demut entrichten (und sich unterwerfen).

Sure 9 (Die Buße) Ayeh 123:

O Gläubige, tötet die Ungläubigen,
die in eurer Nachbarschaft wohnen;
lasst sie eure ganze Strenge fühlen
und wisst, dass Allah mit denen ist, welche ihn fürchten.

Sure 9 (Die Buße)Ayeh 27:

Ihr, die ihr glaubt! Siehe, die Götzendiener sind unrein.
Darum sollen sie sich nach diesem ihrem Jahr der unverletzlichen Moschee nicht mehr nähern.
Und falls ihr dadurch Armut befürchtet: Allah wird euch, so Er will,
aus Seinem Überfluss versorgen. Siehe, Allah ist wissend und weise.


Ansonsten ist Zarathustra weitgehend unbekannt, allenfalls wird bei einer Frage nach ihm der bekannte Titel des Nietzsche-Buches „Also sprach Zarathustra“ genannt. Deshalb möchte ich versuchen, die Lehre Zarathustras, ihre Entstehung, Symbolik und Entwicklung möglichst objektiv darzulegen, um damit dazu beizutragen, diese Lehre wieder in unser Bewusstsein zu rücken und herrschende Vorurteile und Falschinformationen abzubauen. Außerdem hoffe ich, damit dem religiösen Fanatismus aller Glaubensrichtungen entgegenzutreten.

Handelt es sich bei dem vermutlich ersten in der Geschichte erwähnten Monotheismus um eine Religion oder vielmehr um eine Philosophie?

Bei genauerem Studium der Lehre Zarathustras erkennt man, dass Zarathustra sich nicht anmaßt, mit Gott, dem Schöpfer eines Weltalls, das nach unserem jetzigen Wissen ca. 26 Milliarden Lichtjahre umfasst und in jeder Hinsicht außerhalb unserer Vorstellungskraft liegt, persönlich in Kontakt getreten zu sein.
Da monotheistische Religionen aber vornehmlich auf dem Fundament beruhen, dass der Religionsstifter eine enge Verbindung mit dem Schöpfer der Welt einging, kann man die Lehre Zarathustras und die ihr zugrunde liegende Philosophie nicht in die Reihe dieser Religionen einordnen.
Zarathustra hat stets von seinen eigenen Gedanken und Überlegungen gesprochen und ist nur über diesen Weg auf den Weltschöpfer gestoßen.

31 / 8. Strophe

O Mazda,
seit ich Dich mit meinen Gedanken als Anfang und Ende der Schöpfung erkannte,
habe ich Dich mit dem Auge des Verstandes wahrgenommen.
Du bist wahrhaftig der Schöpfer von Asha,
Du bist die Quelle der guten Gedanken.

Übrigens ist es ein Unsinn, dass man einerseits an einen allmächtigen Gott glaubt, der das ganze Universum allein und ohne jede Hilfe geschaffen hat, ihm aber andererseits Propheten als Assistenten zur Seite stellt, deren Hilfe Gott bei manchen Verrichtungen plötzlich zu benötigen scheint. Es muss doch jedem klar sein, dass man in dem Moment, in dem man versucht, dem Allmächtigen diesen oder jenen Propheten als Helfer an die Seite zu stellen, ihm seine Allmacht abgesprochen hat.
Jeder sollte einmal seinen Glauben, den er wie eine Ikone geerbt hat, auf diesen Punkt hin überdenken.
Es ist auch äußerst interessant, sich darüber Gedanken zu machen, dass der Glaube, der an sich das einzige Fundament jeder Religion darstellt, sehr vom jeweiligen Geburtsort abhängig ist.
Außerdem, soll te man überlegen, warum die überwiegende Mehrheit der Menschheit (mehr als zwei Drittel) jeden anderen Glauben ausgenommen seinen eigenen, als Aberglaube verpönt , und dass deshalb jeder Glaube nur in seinem abgeschlossenen Kreis verehrt wird.
Wie wir den Gatha entnehmen können, nannte Zarathustra als einzige Quelle seiner Botschaft seine eigenen Gedanken.
Außerdem erkennt man, dass er viele Fragen offen ließ und deshalb damit rechnete, dass auch andere Lehrer (Syushants) nach ihm die Menschheit weiter leiten würden.

44 / 6. Strophe O Ahura,

ich frage Dich und bitte Dich um Aufklärung:
Ist es wahr, was ich den Menschen sage?
Wird es sein, dass Armaity
im Lichte des Fleißes, der Wahrheit dient?
Führt sie im Lichte der guten Gesinnung zu Überlegenheit?
Für wen hast Du diese fruchtbare
und Freude spendende Welt erschaffen?

48 / 12 Strophe

O Mazda,
die Syushants sind die Befreier der Völker,
weil sie alle im Besitz der guten Gedanken sind.
Und sie erfüllen ihre Pflichten.
Ihre Wohltaten rühren von dem Recht und der Reinheit her,
die aus Deiner Lehre entstammen.
Sie werden wahrhaftig den Zorn und den Hass besiegen
und die Boten des Friedens und der Liebe sein.

Das Leben des Zarathustra

Wir besitzen weder seriöse Quellen über den genauen Zeitraum, in dem Zarathustra gelebt hatte, noch genaue Angaben über den Ort seines Lebens und Wirkens.
Aus den Gataha, einer von Zarathustra verfassten Verssammlung, lässt sich entnehmen, dass Zarathustra wegen Verfolgungen durch die örtlichen Priester von seinem Geburtsort fliehen musste.
Manche Autoren nehmen an, dass er in der Gegend des Urmia-Sees (Resaieh-Sees), nordwestlich von Teheran, geboren wurde.
Auch die Provinz Baktrien, um die Stadt Balkh, sowie die Umgebung der Stadt Thus dienten ihm wahrscheinlich als vorübergehende Aufenthaltsorte.
Des Weiteren wird die Gegend um Chorasmin genannt, wo er angeblich bei Fürst Vischtasba Zuflucht vor seinen Verfolgern fand.
Man nimmt an, dass er zwischen 1.000 und 600 vor Christus gelebt hatte. Manche Autoren legen das Zeitalter Zarathustras aber auch in die Zeit um 1.800 oder sogar vor 4.000 v. Chr., was aber wohl zu früh ist, weil die Existenz des Mithra-Kultes erst seit etwa dem 14. Jh. v. Chr. belegt ist.

Weshalb hat Zarathustra den Kampf gegen den zeitgenössischen Mithrakult aufgenommen?

Wir wissen z. B. aus verbliebenen Schriften des Achämenidenkönigs Darius des Großen anlässlich der Einweihung des antiken Vorläufers des heutigen Suezkanals, dass dieser Ahura Mazda (Gott) als Erschaffer von Himmel und Erde verehrte:

„Ein großer Gott (ist) Ahura - Mazda, der jenen Himmel schuf, der diese Erde schuf, der den Menschen schuf, der die Segensfülle schuf für den Menschen, der den Darius zum König machte, der dem König Darius die Herrschaft verlieh, die groß (ist), die gute Rosse (und) gute Menschen besitzt.“

„Es spricht der König Darius: Ic(h) bi(n) Perser. Von Persien aus erobe(rt)e ich Ägypten. Ich be(fa)hl, diesen (Kana)l zu graben von dem Strome namens Nil, der in Ägypten flie(ßt, na)ch dem Meere, das von Persien ausgeht. D(a) wurde dieser Kanal gegraben, s(o, wie) ich befohlen hatte, un(d Schiffe) fuhren von Ägypten du(rch dies)en Kanal nach Per(sien s)o, wie (es) mei(n Wille war)."

(Aus: Die Keilinschriften der Achämeniden , bearbeitet von Franz H. Weißbach 1911, S. 103 und S.105.)
Auch Herodot, ein griechischer Geschichtsschreiber, der im 5. Jahrhundert vor Christus lebte, bestätigte in seinem ersten Buch, dass die alten Perser Monotheisten waren und im Gegensatz zu den Griechen nichts für Götzenbilder übrig hatten und diese Sitte der Griechen töricht fanden.
Ein monotheistisch überzeugter Zarathustra konnte deshalb auch die im Mithraglauben praktizierte Verehrung den Abgott Sonne nicht akzeptieren.
Auch andere Bräuche der Mithraverehrung, wie das Blutopfer oder der Genuss von Rauschgetränken (Haoma oder Humm) , widersprachen seiner Leitlinie von „Gut Denken“ und haben ihn unter anderem veranlasst, seine Lehre und Philosophie dem Mithrakult entgegenzusetzen.

32/14. Strophe

Seit langer Zeit ist die gierige Grahmay
mit Hilfe des Karpan um Ausbeutung bemüht
und bestrebt, Deinen Wegbereiter zu peinigen.
Sie suchen Hilfe bei Truggenossen und Irrgeleiteten
und unter dem Einfluss der Rauschgetränke Humm hoffen sie,
dass sie unbesiegbar sein werden,
damit möchten sie die Welt in den Verderb stürzen.

Die Fundamente der Lehre Zarathustras

Neben dem Monotheismus basiert die Philosophie Zarathustras auf den drei Grundsätzen „Gut Denken, Gut Reden und Gut Handeln“.

43 / 8. Strophe

Dann habe ich erklärt,
ich bin Zarathustra, wahrhaftiger Gegner der Lügner,
und ich werde sie bis zu meiner letzten Kraft bekämpfen.
Aber mit meiner ganzen Kraft werde ich
den Aufrechten und Rechtschaffenen beistehen.
O Mazda,
es mag sein, dass ich so von Deiner unendlichen geistigen Kraft gewinnen kann
und für immer Dir folge und huldige.

So berichtet Herodot in seinem ersten Buch, Absatz 136 über die alten Perser:

„Die Knaben lernen vom fünften bis zum zwanzigsten Jahr, nur dreierlei: Reiten, Bogenschießen und die Wahrheit sagen“

Und aus Herodot, Buch 1, Absatz 138:

„Was sich nicht schickt, davon spricht man auch nicht. Nichts aber halten sie für so schimpflich, als zu lügen, danach aber, Schulden zu machen; dies besonders deshalb, weil sie glauben, wer Schulden habe, müsse sich gelegentlich auch aufs Lügen verlegen“.

Zarathustra ist anscheinend zu der Überzeugung gelangt, dass alle Ereignisse unserer Welt auf Ursache und Wirkung beruhen.
Wenn wir uns alle den guten Taten verschreiben, dann kann uns auch nur Gutes geschehen, und wenn wir umgekehrt Böses tun, dann wird uns zwangsläufig auch Böses widerfahren. Bestiehlt z. B. jemand seinen Mitmenschen, muss er sich nicht wundern, wenn er eines Tages auch bestohlen wird.
In der Lehre Zarathustras ist kein Platz für ein Anbiedern an Gott oder die Bestechung Gottes mit dem Ziel, sich einen Platz im Paradies anzueignen.
Wenn er betete, dann bat er bei Ahura Mazda fast immer für sich und seine Anhänger um geistige Zuwendung wie Wohuman (guter Gedanke).

29 / 1. Strophe

Nun, vor allem, Du Allwissender, Unsichtbarer und Segensreicher,
mit hoch erhobenen Händen huldige ich Dir und bemühe mich,
mit Hilfe von Wohuman durch guten Taten,

den Geist der Welt zu erfreuen.

Es darf auch nicht unerwähnt bleiben, dass Zarathustra sich -nach eigener Aussage- nur als ein Lehrer sah.
Deshalb muss man einsehen, dass er als Mensch nicht unfehlbar sein konnte.

31 / 2 Strophe

Weil es nicht einfach ist,
den rechten Weg zu finden,
bin ich dank Ahura Mazda als Lehrer zu beiden Gruppen gekommen,
den Rechtschaffenen und den Truggenossen,
um ihnen den rechten Weg zu weisen.

Deshalb sind für Zarathustras Anhänger materielle Zuwendungen an den Klerus nicht unbedingt erforderlich.
Meiner Meinung nach hat bei den Religionen das Gebet mit seinen spezifischen Texten in erster Linie die Funktion der Programmierung daraufhin, dass man unbedingt auf den Segen der Religionsstifter bzw. des Klerus angewiesen ist, um Gott bei Laune zu halten.
Durch diese suggerierte Gewissheit, dass man damit dem jenseitigen Leid entgehen kann, gewinnt man ein psychisches Glücksgefühl und eine innere Befriedigung.
Wie man sieht, hat sich gegenüber den Verhältnissen der vorgeschichtlichen Götzenverehrung nichts geändert und wie damals werden die Menschen mittels Strafe und Gunst der Götzen bis heute mit dem Paradies und der Hölle für die Religion gebändigt und von ihr geistig abhängig gemacht.
Durch ständiges Beten wird der vorhandene Glauben bzw. dessen Suggestion aufgefrischt und vertieft und damit die Abhängigkeit der Menschen von den Geistlichen gefestigt.
So wird es möglich, dass die Gläubigen ihr Leben lang vom Klerus ausgebeutet werden. Deshalb sind Religionskriege, die vom Klerus angezettelt werden, nichts anderes als Kriege um Marktanteile.
Es muss noch erwähnt werden, dass der zarathustrische Klerus – entgegen der Lehre Zarathustras – besonders in der Sassanidendynastie für eigensüchtigen Machterhalt und maßlose Bereicherung die Bevölkerung zugrunde gerichtet und ihr unsägliches Leid zugefügt hatte.

Aus der Gatha sowie der Geschichte des antiken Persien lernen wir – z.B. aus der ersten Menschenrechtsdeklaration von Cyrus- dass es schon ca. 600 Jahre vor Christus fortschrittlichen Gebote gab. Gebote die selbst bei uns erst kurze Zeit Durchsetzung erfahren und die man leider noch heutzutage in großen Teilen der Welt vermisst.

1.) Im Antiken Persien gab es bereits die Gleichberechtigung zwischen Frau und Mann, z. B. konnten Frauen in Staat und Armee die höchsten Stellungen erringen.

Sinngemäß möchte ich hier auf das Ergebnis der UNO Versammlung im Jahre 1994 in Kairo hinweisen, in der über die rasante Zunahme der Weltbevölkerung beraten wurde.

Nach der ausführlichen Behandlung dieses gravierenden Problems ist man zu dem Ergebnis gekommen, dass eine die effektivste Lösung für dieses Problem, die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau ist.

2.) Die Reinhaltung von Luft, Wasser, Feuer und Erde gehörte auch zur Lehre der damaligen Philosophie.

Darüber berichtet Herodot in seinem ersten Buch Teil 138 über den antiken Perser:

"Die Perser vermeiden es in den Fluss zu pinkeln oder zu spucken, sie erlauben auch nicht, dass Andere dies tun.
Die Flüsse werden von denen sehr geschätzt."

3.) In dieser Lehre und Philosophie ist von der Gräueltat der Sklaverei keine Rede

4.) die andere Besonderheit ist die förderliche Empfehlung Zarathustras von Fleiß und Arbeitsfreude und damit einhergehend die Verpönung der Faulheit. Dieses damit Jeder von seiner eigenen Arbeit profitiert und von Ausbeutung der Mitmenschen Abstand hält.

Es ist offensichtlich, das bei der Befolgung der zwölften Strophe der einundfünfzigste Hymne der Gatha diktatorischen Regierungen zwangsläufig das Fundament entzogen wird.

51 /12 Strophe

Wer von Kavi irregeleitet wurde,
wird im Laufe seines Lebens
Zarathustra Espanteman keine Freude bereiten,
weil jeder nur durch Fleiß und Arbeit zu innerer Reife findet.

5.) Götzenverehrung und bauen von „Gotteshäusern“ hat -wie schon von Herodot vermerkt- in dieser Kultur keinen Platz. Meiner Meinung nach sind diese Häuser nur Produkt der Kleriker die sich diese als Mittel zur Ausbeutung von Mitmenschen ausgedacht haben. Vielmehr kann man Gott nur im Herzen bzw. in den Gedanken der Menschen finden.

6.) Es ist auch erwähnenswert, dass in dieser Lehre kein Platz für Blutopfer vorgesehen ist.

Wunder

Den Gataha können wir entnehmen, dass Zarathustra sehr von Asha, der Weltordnung bzw. Gesetzmäßigkeit der Schöpfung überzeugt war und sehr schätzte.
Deshalb haben Wunder, welche nichts anderes sind, als das Vorgaukeln der Unterwerfung Ashas, in seiner Lehre keinen Platz.
Bei genauerer Betrachtung ist nicht zu übersehen, dass die Begründer bzw. Kleriker verschiedener Religionen durch Vortäuschen einer übernatürlichen bzw. übersinnlichen Gabe, ihre Anhänger hinter das Licht führen, um sie zu benützen.
Es ist doch sehr merkwürdig, wie die Menschen, die die so genannten Wunder bei den anderen Religionen als Schwindeln durchschauen, nicht in der Lage sind, die Dogmen und deren Wunder bei der eigenen Religion zu erkennen, die ihnen mittels kindlicher Gehirnwäsche eingeprägt wurden.
Abgesehen von diesen metaphysischen „Wundern“, versucht der Klerus seinen Anhängern die verschiedenen unerklärbaren Ereignisse, als ihre spezifisch übernatürliche Kraft vorzugaukeln, wie die Wirkung von Placebos in der Medizin um so die Mitmenschen zu faszinieren und sie irre zu führen.
Deshalb ist es auch kein Geheimnis, dass je weiter das Wissen fort schreitet, desto geringer wird der Anlass, an Wunder zu glauben.

Asha oder die Weltordnung

In den Gataha, dem Lebenswerk Zarathustras, kann man lesen, Zarathustra war überzeugt, dass die Schöpfung einer Ordnung (Asha) unterworfen ist und nichts in der Welt diese Weltordnung unterlaufen kann.
Außerdem wird man zum wiederholten Mal in den Gataha zur Achtung und Ehrfurcht für diese Natur und deren Ordnung Asha aufgerufen.

30 / 9 Strophe

O Mazda,
Wir wollen jene sein,
die diese Welt erneuern
und sie fortentwickeln.
Im Lichte Ashas wirst Du uns beistehen,
wenn unser Verstand zweifelt und wankt,
um unsere Gedanken wieder zu Dir zu führen.

Dualismus

Wie man den Gataha entnehmen kann, war Zarathustra der Meinung, dass im Wesen des Menschen die beiden Kräfte Gut (Sepanta) und Böse (Ankara) existieren, die ständig mit sich im Kampf sind.
Diese beiden Eigenschaften wurden dann von seinen Anhängern im Bildnis des Faravahar dargestellt.

30 / 3. Strophe

Nun zu diesen beiden Mainyü,
die am Anfang in Gedanken wie
Zwillinge wahrgenommen wurden und in Überzeugung erschienen:
Die eine ist der Ursprung des Guten und die andere die des Übels
im Denken, Reden und Tun.
Der Weise entscheidet sich zwischen diesen beiden für das Gute,
der Unwissende aber tut dies nicht.

FARAVAHAR

Nach der Überlieferung ist „Faravahar“ ein Symbol des menschlichen Geistes, der bereits vor unserer Geburt existierte und auch nach unserem Tod weiter existiert. Man darf dieses Symbol aber nicht als ein Bild von Ahura Mazda (Gott) betrachten, wie es leider sehr viele Autoren tun

31 / 8. Strophe

Oh Mazda,
seit ich Dich mit meinen Gedanken
als Anfang und Ende der Schöpfung erkannte,
habe ich Dich mit dem Auge des Verstandes wahrgenommen.
Du bist wahrhaftig der Schöpfer von Asha,
Du bist die Quelle der guten Gedanken in der Welt.

Darüber hinaus hat Herodot auch darauf hingewiesen (Herodot, Buch I Absatz 131), dass die Perser im Gegensatz zu den Griechen für ihren Gott kein Bildnis haben.
Das Symbol unseres Geistes, Faravahar, enthält entgegenwirkende Kräfte, die von manchen Autoren leider so verstanden werden, dass Ahura Mazda (Gott) mit Ahriman (Teufel) ständig im Kampf liegt.
Sie verwechseln dies jedoch mit der Zervanischen Ideologie.
Dabei handelt es sich aber um ein Missverständnis. Dieser Kampf, so wie er im Bildnis des Faravahar zum Ausdruck kommt, spielt sich nach Zarathustra ständig im Geist der Menschen ab und führt damit letztlich zum Reifeprozess des Menschen.
Dieser immerwährende, innere Kampf des Menschen ist nötig, damit der Geist im Reifeprozess sein vorläufiges Ziel erreicht und beim Verlassen des diesseitigen Körpers genug „Schliff“ hat, um sich dann, je nachdem wie er sich im Leben verhalten hat, von einer höheren Ebene seinem späteren Aufstieg der Existenz, dem Endziel zu nähern.
Nicht zuletzt muss noch vermerkt werden, dass der Faravahar erst in den achämenidischen Steinbildnissen beobachtet wurde, in den Gataha wurde dieses Symbol nirgends erwähnt.

Erläuterung des Symbols Faravahar

1) Das Gesicht von Faravahar gleicht dem eines Menschen und stellt somit die Verbindung zu den Menschen her.

2) Die beiden Flügel des Bildnisses haben je drei Reihen von Hauptfedern und sind als Symbol für die Grundsätze „Gut Denken, Gut Reden und Gut Handeln“ zu deuten. Wie schon erwähnt, wird dadurch ein Vorwärtskommen erreicht.

3) Der untere Teil des Faravahar besteht ebenfalls aus drei Teilen, die aber die Zeichen von „Schlecht Denken, Schlecht Reden und Schlecht Handeln“ sind und damit den Menschen in Abgrund und Unglück stürzen.

4) An beiden Seiten dieses Symbols befindet sich zwei Schleifen, die „sepanta Mainyü“ (die gute Kraft) und „ankara Mainyü" (die böse Kraft) bedeuten. Die erste Schleife (gute Kraft) deutet in Richtung Gesicht und die zweite (böse Kraft) in Richtung Rücken. Die Menschen sollen sich also mit dem Gesicht dem Guten zuwenden und dem Bösen den Rücken kehren.

5) Der Rumpf von Faravahar ist von einem Kreis umgeben, dem Zeichen dafür, dass unser Geist unvergänglich und damit ohne Anfang und Ende ist.

6) Eine Hand von Faravahar, die nach oben zeigt, soll uns den Weg zum Fortschritt weisen, den wir anstreben sollen. In der anderen Hand sieht man einen Ring, den manche als Ring der Treue deuten, die in dieser Lehre eine hohe Stellung einnimmt.

Aus dem Faravahar, der unseren Geist mit den beiden Kräften „sepanta Mainyü“ (Kraft des Guten) und „ankara Mainyü“ (Kraft des Bösen) darstellt, lässt sich ableiten, dass jeder von uns sich selbst gegenüber verpflichtet ist, die uns innewohnende Kraft des Guten zu stärken und die Kraft des Bösen in uns zu unterdrücken.
Es soll noch darauf hingewiesen werden, dass für diese universelle Lehre (des Zarathustra) die Blickrichtung des Faravahar (nach Rechts oder nach Links), keine Bedeutung hat, wie man z. B. in Persepolis sehen kann.
Damit soll der Weg zur Entwicklung unseres Geistes geebnet und ein erfülltes Leben erreicht werden. Im antiken Persien war deshalb die Trauer um verstorbene Angehörige nicht üblich, denn wenn man davon ausgeht, dass der Geist unserer Lieben und Angehörigen nach Ablauf ihres diesseitigen Lebens einen Reifeprozess hinter sich gebracht hat, der es ihm erlaubt, von einer höheren Stufe aus seinen Weg zum ewigen Licht, dem Endziel, fortzusetzen, ist die Trauer um Verstorbene nicht angebracht, auch wenn dies schwer fallen mag.
Eine zentrale Aussage der Lehre Zarathustras ist, dass jeder für seine Taten selbst verantwortlich ist.
Diese Überlegung, sowie die Achtung vor Andersdenkenden führten dazu, dass im Vergleich zu anderen Religionen ein missionarischer Eifer mit Gewalt bei den Anhängern Zarathustras nicht bekannt ist.


31 / 11. Strophe

O Mazda,
als Du am Anfang für uns
Körper, Leben, Geist und Gewissen erschaffen hast,
hast Du uns auch die Vernunft geschenkt.
Du hast uns die Kraft zum Handeln und Reden gegeben,
damit jeder seinen selbst gewählten Weg in Freiheit beschreiten kann.

Siehe auch die Menschenrecht-Charta von Kurosch (Cyrus) nach der Eroberung Babylons vor ca. 2.500 Jahren.
Es gibt meines Wissens, abgesehen von den aus politischen Gründen geführten kriegerischen Handlungen, nur wenige Beispiele, bei denen keine Toleranz gegenüber Andersdenkenden geübt wurde.
Ursachen dafür lagen wahrscheinlich im politischen und persönlichen Umfeld der jeweiligen Herrscher. Zu nennen wäre die Zerstörung der Akropolis unter Xerxes I. aus der Achämenidendynastie.
Vermutlich wurde diese Untat unter dem Einfluss des Klerus ausgeführt, da Gottesbilder und Gotteshäuser verpönt waren.
Des Weiteren wäre König Anuschirwan aus der Sassanidendynastie anzuführen, der Ende des sechsten Jahrhunderts n. Ch. die Anhänger der Mazdak-Religion verfolgen und hinrichten ließ. Hintergrund dafür war wahrscheinlich wieder der Einfluss des Klerus, der seine Macht mit dem Übertritt von Ghobad (Anuschirawans Vater) zur Mazdak-Religion bedroht sah und ihn deshalb zu Gunsten seines Sohnes abgesetzt hatte.
Allerdings sind manche der Meinung, dass diese Untat geschah, weil Anuschirawan die sozialistische Ideologie dieser Religion, die angeblich selbst Frauen als gemeinsames Eigentum betrachtete und untereinander zur Verfügung stellte, als anstößig empfunden hatte.
Es ist offensichtlich, dass während der Sassanidendynastie, die aus einer zarathustrischen Klerus-Familie stammte, manche Kleriker wie „Ardavirof“ und „Kartiär“ die Lehre Zarathustras nach ihrem Gutdünken entstellt hatten.
Wie man aus der Gataha erfährt, hat Zarathustra versucht, mit nur wenigen Geboten, wie Gut Denken, Gut Reden und Gut Handeln, einen Leitfaden für seine Anhänger zu schaffen.
Er hat sich nicht angemaßt, alle Einzelheiten des menschlichen Lebens vorherzusehen und sie mit detaillierten Vorschriften für alle Zeiten reglementieren zu können.
Die Möglichkeit der freien Entscheidung, die sich daraus für den Einzelnen ergibt, wurde im Vandidad außer Acht gelassen.
Stattdessen erfand er Strafen, die man beim Klerus tilgen musste.
Damit wird offensichtlich, wie die Kleriker sich bereichern wollten.
Hierzu gehört der Kleriker Ardavirof, der mit einem Bericht über seine angebliche „Himmelfahrt“ für Aufsehen sorgte.
Wenn wir den Lauf der Geschichte betrachten, können wir feststellen, dass die Grundsätze der Lehre Zarathustras, etwa in Bezug auf Umwelt oder unser zwischenmenschliches Zusammenleben, selbst nach einigen tausend Jahren noch immer ihre Gültigkeit besitzen.
Dies ist umso beeindruckender, als dass andere Religionen die Empfehlungen Zarathustras nicht nur außer Acht ließen, sondern sogar gegen sie Stellung bezogen.
Geschichtliche Quellen informieren uns darüber, dass im großpersischen Reich Frauen unter dem Grundsatz der Gleichberechtigung der Geschlechter hohe Staatsämter inne hatten z. B. Groß-Admiral-Artemisia und sogar als Königinnen (Azarmidokht und Purandokht) die Geschicke ihres Landes in ihren Händen hielten.
Es ist auch bemerkenswert, dass z. B. der Mutterschutz keine Errungenschaft der Moderne ist, sondern bereits in der Achämenidenzeit z. B. beim Bau von Persepolis beachtet wurde.
Um die Bedeutung der Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau ersichtlich zu machen, verweise ich auf das Ergebnis der UNO-Konferenz über die Bevölkerungsexplosion, die Ende 1994 in Kairo stattfand.
In dieser Konferenz wurde die Bevölkerungsexplosion zur größten Gefahr für die Menschheit erklärt und als wichtigster Weg dagegen die Gleichberechtigung von Mann und Frau genannt.
Wahrscheinlich deshalb, weil eine emanzipierte Frau nicht bereit ist, den Wünschen ihres Mannes nachzukommen und zahlreiche Kinder in die Welt zu setzen.
Im antiken Persien hatte man es vermieden, die "Elemente" Feuer, Wasser, Luft und Erde zu verunreinigen.
Siehe Zum Beispiel Herodot in sein 1. Buch Absatz 138 über Reinhaltung des Wassers
„Nie lassen sie ihr Wasser in einen Fluß oder speien hinein, waschen auch nicht ihre Hände drin oder dulden, dass es ein anderer tut. Vielmehr erweisen sie den Flüssen die tiefste Ehrfurcht.“
Es erübrigt sich wohl darauf hinzuweisen, wie aktuell diese Problematik in unserer heutigen Zeit ist.
In der Lehre Zarathustras wurde im Gegensatz zu anderen Religionen Sklavenhaltung abgelehnt. Deshalb wurde auch Persepolis im Unterschied zu vielen anderen Großbauten des Altertums ohne Sklavenarbeit erbaut.
Trägheit, Faulheit und das Leben auf Kosten anderer waren im höchsten Maße verpönt, und jeder war verpflichtet, seinen Lebensunterhalt möglichst durch eigene Arbeit und Mühen zu bestreiten.

5 1/ 12. Strophe

Wer von Kavi irregeleitet wurde,
wird im Laufe seines Lebens Zarathustra Espanteman keine Freude bereiten,
weil jeder nur durch Fleiß und Arbeit zu innerer Reife findet.

Bei der genaueren Überlegung merkt man auch, wie effektiv diese Empfehlung auch gegen aufkommen der autoritären Regierungen ist.
Götzen- sowie Steinverehrung und Gotteshäuser aus Lehm oder Stein waren in Altpersien nicht üblich:
(Herodot, Buch I Absatz 131)

,,Götterbilder, Tempel und Altare errichteten sie nicht, halten es sogar für töricht, es zu tun, meiner Meinung nach deshalb, weil sie den Göttern keine menschliche Gestalt zuschreiben wie etwa die Griechen".

Gott wohnt im Intellekt, Herzen und Geiste des Menschen. Er braucht keine von Menschen geschaffenen Bauten.

 

Das Licht und Feuer

Das Licht bzw. das Feuer nähmen in der Philosophie Zarathustras einen hohen Stellenwert ein. Es wurde als das Symbol für Gott gewählt, da es das Sauberste ist, was es auf Erden gibt und durch nichts verunreinigt werden kann. Deshalb werden die Anhänger Zarathustras aus Unwissenheit oder Bosheit oft als Feueranbeter betrachtet oder beschimpft.
Dies geschieht sogar durch Religionen, die selbst dieses Symbol für ihren Gott übernahmen:

Der Koran:Sure 24 (Das Licht) / Ayeh 35

Allah ist das Licht des Himmels und der Erde.
Sein Licht ist gleich einer Nische, in der sich eine Lampe befindet:
Die Lampe ist in einem Glas;
das Glas gleicht einem funkelnden Stern.
Angezündet (wird die Lampe) von einem gesegneten Ölbaum,
der weder östlich noch westlich ist, dessen Öl beinahe leuchten würde,
auch wenn das Feuer es nicht berührte.
Licht über Licht. Allah leitet zu Seinem Licht, wen Er will.

Oder:

Bibel: Johannes 8 / 12 Ich bin das Licht der Welt.

 

Weshalb geriet die Lehre Zarathustras im Laufe der Zeit in Vergessenheit?

Da Zarathustra seinen Anhängern predigte, dass jeder Einzelne mit seinem Denken, Reden und Handeln für sich alleine die Verantwortung trägt, konnten die Geistlichen der Bevölkerung schlecht vorgaukeln, dass sie für das jenseitige Wohlergehen zuständig seien und je nach Bedarf das Paradies versprechen oder mit der Hölle drohen konnten.
Zum anderen lehnte Zarathustra Blutopfer ab, der den materiellen Interessen des Klerus zuwider lief.
Wenn schließlich auch noch Gotteshäuser und Altäre als überflüssig angesehen wurden, ist es nicht verwunderlich, dass der Klerus sich mit der Lehre und Philosophie Zarathustras nicht abfinden konnte.
Nicht nur Unterkünfte und Arbeitsplätze der Geistlichen waren in Gefahr, sondern auch ihr Wohlstand und ihre prominente Stellung in der Bevölkerung.
Deshalb bemühten sie sich mit Erfolg darum, dass nach dem Ableben Zarathustras seine Lehre schnell in Vergessenheit geriet, indem sie wieder vor-zarathustrische Bräuche aufnahmen. Schließlich wurde auch die Verehrung Mithras und Anahitas wieder propagiert.
Wir wissen z. B., dass schon Artaxerxes aus der Achämenidendynastie neben Ahura Mazda auch die Götzen Mithras und Anahitas verehrte.

(Zitat aus: Die Keilinschriften der Achämeniden , bearbeitet von Franz H. Weißbach 1911, S. 127.)

„Es spricht Artaxerxes, der große König, König der Könige, König der Länder, König dieser Erde, des Königs Darius (II), des Darius(es) des Königs Artaxerxes (I), des Artaxerxes Sohn(es) des Königs Xerxes, des Xerxes Sohn(es) des Hystaspes, der Achämenide: Diese Säulenhalle baute ich nach dem Willen Ahuramazdas, Anahitas und Mitaras.
Ahuramazda, Anahita und Mitara mögen mich schützen vor allem Widerwärtigen und dies, was ich gebaut habe, nicht [zerstören].“

Neben dieser inneren Unterwanderung der Lehre Zarathustras durch den Klerus gab es zwei äußere Ereignisse, die nachhaltig ihren Untergang besiegelten.
Es gilt aber an dieser Stelle auch noch anzumerken, dass bei beiden äußeren Einwirkungen auf Persien die Arroganz der persischen Machthaber und Kleriker sowie der Verrat weniger machthungriger Perser eine nicht zu unterschätzende Rolle spielten.

Als erstes wäre der Sieg Alexanders über die Achämenidendynastie und seine Zerstörung und Brandschatzung der Großstadt Persepolis, der Kulturstätte Persiens, zu nennen.
Mit dem Brand der Bibliotheken wurden fast die gesamten Aufzeichnungen der persischen Kultur, Philosophie und Wissenschaft vernichtet.
Die Griechen haben es aber anscheinend nicht versäumt, Teile dieser Bücher vor ihrer Vernichtung ins Griechische zu übersetzen, die dann als griechische Wissenschaft und Philosophie die westliche Kultur grundlegend prägten.
Es ist z. B. kein Geheimnis, dass die Philosophie Zarathustras die griechischen Philosophen, darunter Sokrates, maßgeblich beeinflusst hat.

Das zweite einschneidende Ereignis war die Eroberung Persiens durch die Araber.
Die arabischen Soldaten wurden unter ihrem Herrscher Omar mit der Verheißung in den Krieg geschickt, dass sie im Falle eines Sieges mit irdischen Gütern, die sie den unterworfenen Persern wegnehmen dürften, belohnt würden.
Außerdem sei es der Wille Allahs (vgl. Koran, Sure 4, Ayeh 25), dass die Frauen und Kinder der Besiegten versklavt und vergewaltigt werden durften.

Sure 4 (Die Weiber), Ayeh 25

„Ihr dürft auch keine freien, bereits verheirateten Frauen beischlafen;
nur eure Sklavinnen machen eine Ausnahme.
So schreibt Allah es euch vor.
Alles übrige, was hier nicht verboten ist, ist erlaubt.
Ihr könnt euch nach dem Verhältnis eueres Vermögens Frauen nehmen,
nur keine schlechten und wiederlichen,
gebt ihnen aber für die Freuden, die ihr durch sie habt, eine Morgengabe:
doch ist es euch nicht verboten, einen Vertrag über das Angeordnete hinaus für den Fall mit ihnen abzuschließen,
denn Allah ist allwissend und allweise.“

Sollten sie aber im Kampf umkommen, würde Allah sie als Märtyrer direkt ins Paradies aufnehmen und sie mit allen Annehmlichkeiten, wie etwa der Bereitstellung von Engeln für ihre Wünsche, beglücken.

Sure 61 (Die Schlachtordnung), Ayeh 9–12

„O Gläubige, soll ich euch einen Handel ansagen,
welcher euch von peinvoller Strafe erretten kann? 
Glaubt an Allah und seinen Gesandten und kämpft mit Gut und Blut für die Religion Allahs. 
So ist es besser für euch, wenn ihr es wissen wollt. 
Dann wird Allah euch eure Sünden vergeben
und euch in Gärten führen, welche Wasserläufe durchströmen,
ein angenehmer Aufenthalt in entzückenden Wohnungen in den Gärten der Ewigkeit.
Das ist die höchste Glückseligkeit.“


Damit war die zweifellos hohe Kultur der alten Perser, wie sie sich auch in der Lehre Zarathustras manifestierte, ihrem Untergang geweiht.
Durch die barbarische Unterwerfung der Perser, die Vernichtung der persischen Bücher unter dem Vorwand, dass sämtliches Wissen im Koran vorhanden sei.

Sure 6 (Das Vieh), Ayeh 59:

Bei Ihm befinden sich die Schlüssel zum Verborgenen;
nur Er kennt sie. Und Er weiß, was auf dem Lande ist und was im Meer.
Und nicht ein Blatt fällt nieder,
ohne dass Er es weiß; und kein Körnchen ist in der Finsternis der Erde
und nichts Feuchtes und nichts Trockenes,
dass nicht in einem deutlichen Buch (verzeichnet) wäre.

Durch das Verbot der persischen Sprache über Jahrhunderte hinweg ist es den Arabern schließlich gelungen, einen großen Teil des persischen Volkes so weit von ihrer eigenen Kultur zu entwurzeln, dass sie sogar die einstigen Peiniger und Vergewaltiger ihrer Ahnen als Idole feiern und hoffen, mit Hilfe von deren Grabmälern bzw. Geistern, diesseitigen und jenseitigen Segen zu erlangen.
Um sich das Paradies nicht zu verscherzen, haben große Teile der iranischen Bevölkerung noch immer panische Angst davor, sich über die Wurzeln sowohl ihrer eigenen als auch der arabischen Geschichte Klarheit zu verschaffen und begnügen sich somit mit Vorstellungen, die jenseits aller Logik liegen.
Der iranische Philosoph, Mathematiker und Dichter Khayam, der im 12. Jahrhundert nach Christus lebte, stellt mit folgenden Worten die unlogischen und paradoxen Predigten des herrschenden Glaubens (zeitgenössische Geistlichkeit) bloß:

„Unseren Weg hast Du mit Fallen gefüllt
und sprichst, wer hineinfällt, ist selbst schuld.

Nichts geschieht in der Welt, außer Dein Wille.
Wir gehorchen Dir, und Du betrachtest es als unsere Schuld.“

Oder:

„Man sagt, am jüngsten Tag müssen wir Rechenschaft ablegen.
Der liebste Freund wird zornig sich mit uns anlegen.

Von reinstem Gut kann nichts außer Gutes kommen.
Genieße Dein Leben, am Ende kann es nur Gutes geben.“

 

Kann die Lehre Zarathustras wieder ihre hohe Stellung erlangen?

In einer Welt, in der es der Wissenschaft gelingt, in immer weitere Dimensionen vorzustoßen, wird es mehr und mehr Menschen geben, die damit beginnen, sich kritische Gedanken über ihren Glauben zu machen.
Man wird unweigerlich zu der Überlegung gelangen, dass ein Gott, der einen unvorstellbaren Mikro- und Makrokosmos geschaffen hat, nicht wie ein unmündiges Kind mit Schmeicheleien und Bestechungen zu hintergehen ist.
Es stellt sich außerdem die Frage, wie es kommt, dass Geistliche aller Religionen von sich behaupten, dass nur sie alleine die ehrlichen Makler des Paradieses sind, da nur sie die Lizenz zum Verkauf des Paradieses von Gott bekommen haben und die übrigen Religionen ihren Anhängern den Zugang zum Paradies nur vorschwindeln, weil sie eben diese besagte Lizenz nicht besitzen.
Mit dieser Demagogie ist es manchen Klerikern gelungen, viele Menschen im Namen Gottes zu Mord, Diebstahl, Verstümmelung und Vergewaltigung Andersgläubiger anzustiften.
Deshalb hat der iranische Dichter Hafez vor über sechshundert Jahre folgendes gedichtet.

Wirf den zwei und siebzig Völkern, nimmer ihr Kriege vor.
Weil sie nicht die Wahrheit sahen, pochten sie an´s Märchenthor.

Wenn wir uns darüber im Klaren sind, dass der Mensch sich gegenüber dem Tier vor allem dadurch auszeichnet, dass er mit Hilfe seines weiter entwickelten Gehirns die Fähigkeit zu denken besitzt, dann kommt man früher oder später auf die Frage, warum es uns der Klerus verbietet, kritisch über unseren Glauben nachzudenken und uns somit bei Glaubensangelegenheiten auf die Stufe eines Tieres verweist.
Selbstverständlich muss man sich in den Wissenschaften von Fachleuten, die die Fakten genau untersucht haben, belehren lassen.
Weil aber der Glaube keine Beziehung zum Wissen hat und man auf blindes Vertrauen ohne Erörterung irgendwelcher Fakten angewiesen ist, ist das Verhältnis des Klerus zum Gläubigen gleichsetzen mit dem Verhältnis des Schäfers zu den Schafen.
Wenn man gegen die Lehre Zarathustras ins Feld führt, dass die Grundsätze „Gut Denken“, „Gut Reden“ und „Gut Handeln“ nicht ausreichen, um die zwischenmenschlichen Beziehungen zu regeln und nur das für gut befindet, was den eigenen Profit- und Machtbestrebungen dient, dann sollte man den Vergleich mit dem katholischen Glauben ziehen.
Wenn man das Argument gelten lassen will, dass die Beichte der Gläubigen vor der Absolution in einer geheimen Unterredung abgelegt wird, sollte dies jeden Gläubigen von der Sünde abhalten, da er diese Sünde später bei dem Priester vertraulich beichten muss.
Wenn das so ist, dann ist in der Lehre Zarathustras die Hemmschwelle, eine Sünde zu begehen, wesentlich höher. Jeder Zarathustrier ist nämlich jedem Anderen gegenüber verpflichtet, die Wahrheit zu sagen, und so muss er bei jedem, der ihn zur Rede stellt, quasi beichten.
Auch besteht keine Gefahr, dass die Philosophie Zarathustras nicht dem ständigen Fortschritt standhält. Die Anhänger Zarathustras müssen nämlich immer, ohne Wenn und Aber, ihren guten Gedanken folgen, die bei einer Weiterentwicklung des Denkens und Wissens immer nur mit neuen Inhalten gefüllt werden müssen.
In dem Moment, in dem die Menschen begreifen, dass der Grundsatz „ Gut Denken", ,,Gut Reden" und ,,Gut Handeln “ nicht nur ihren Glauben angeht, sondern Teil ihrer ganz persönlichen Identität ist und letztlich ihren Lebensinhalt ausmacht, stimmen sie mit der Lehre Zarathustras überein, und es spielt dann keine Rolle mehr, unter welchem Namen oder unter welcher Gesinnung dies geschieht.

Dr. Bahram Varza

Armaity = Friedlich = Harmonie = Ausgeglichenheit
Asha = Weltordnung = Wahrhaftigkeit
Mazda = all umfassende Weisheiten
Wohuman = Gut Denken

090809